Etappe 8 – (Teil 2, Fahrt nach Agia Pelagia)

Nachdem wir entschieden haben schon heute gen Iraklion zu fahren heißt es noch dorthin zu gelangen.

Versuch 1: Bus (1)
Wir fahren also zum Busbahnhof, den wir auf der Fahrt zum Hafen schon gesehen hatten.
Der Busbahnhof macht jedem Ameisenhaufen Konkurrenz: eine unglaubliche Menge von Menschen der unterschiedlichsten Nationalitäten; weiße, schwarze, Asiaten; wir hören russisch, französisch, deutsch und noch mehr Sprachen, die wir nicht erkennen.
Matze macht sich auf, um den Bus zu organisieren.
Kurze Zeit später kommt er zurück; unser Bus geht theoretisch in 5 Min. Ist aber faktisch noch nicht da.
Wir sollen erst den Fahrer fragen, ob er die Bikes mitnimmt und dann die Tickets kaufen.
Als der Bus mit 25 Min Verspätung endlich eintrifft nimmt Matze gleich Tuchfühlung mit dem Fahrer auf. “Fahrräder? Kein Problem…“
Dann aber werden erst mal gefühlte 100e Koffer eingeladen und der Platz etwas knapper.
Der Busfahrer fragt nach den Tickets; “kaufen wir dann…“ Aha. Nach weiteren 10 Koffern dann “sorry, full – please take the next bus“. Woher wir denn wissen, dass in dem dann mehr Platz ist? “Vielleicht habt ihr ja mehr Glück…“.
Darauf wollen wir uns aber nicht verlassen, daher

Versuch 2: Taxi (1)
Ich fahre also los um Taxis auszuloten.
Nicht weit vom Busbahnhof finde ich einen Taxistand. “How much is it to Iraklion?“ frage ich den Fahrer “well, eeh – let’s say about 150 Euro“. Das sprengt schon unseren Rahmen und dabei habe ich noch nichts von drei Personen plus drei Bikes erzählt…

Versuch 3: Mietwagen
Warum nicht selbst fahren, frage ich mich und teile es Matze mit.
Er findet die Idee gut und zusammen machen wir uns auf die Suche nach einem Verleih. Ralf bewacht die Sachen und schnell haben wir eine Autovermietung gefunden.
Matze fragt nach einem Minivan. Haben sie nicht im Programm – also auf zum nächsten Verleih.
Die haben so etwas und wir werden gefragt wie lange das Fahrzeug brauchen. Matze antwortet auf englisch “nur einen Tag; One-way nach Iraklion, es müssen drei Fahrräder rein passen“. Sie guckt groß und muss telefonieren. Nach einem sehr kurzen Gespräch: sorry, der ist vermietet. Noch drei Wochen lang…
Beim nächsten Vermieter, der auch nichts hat merkt der Verkäufer an “sorry it’s the first time…“ „…you work at a car rental?“ ergänzt Matze.
“no“ antwortet er “the first time someone asks such a question…“.
Wir beschließen also beim nächsten mal die Sache mit den Bikes zu verschweigen.
“One way to Iraklion, only one day? Sorry, all mini vans are booked the next weeks“
Na gut. Lassen wir auch das mir dem einen Tag und one-way zunächst mal weg…
Trotzdem finden wir keinen mietbaren Van. Der eine hat gar keinen, der andere hat ihn schon vermietet und das Büro von Avis hat geschlossen.

Versuch 4: Fähre
Auf der Rückfahrt von Avis Richtung Bahnhof sehen wir wie draußen eine große Fähre auf Chania zuhält.
Das ist die Idee! Ein entspannter Rest-Tag auf einem Schiff mit einem Mythos und gen Iraklion schippern.
Schnell ist das nächste Reisebüro aufgesucht und drei Tickets (plus Bikes) nach Iraklion geordert!
Die Antwort allerdings ist so kurz wie vernichtend: “Sorry, there are no ferries to Iraklion at all“ – nach Iraklion fahren keine Schiffe!

Versuch 5: Taxi (2)

Wir wollen es nun doch noch einmal per Bus versuchen. Während wir also am Busbahnhof herumlungern

Warten auf den nächsten Bus

spricht uns ein Taxifahrer an, ob wir ein Taxi bräuchten. Wir bejahen und verweisen auf die Bikes. “noh prroblehm“ knarzt er. Wir schachern kurz über den Preis und einigen und auf 100 Euro.
Endlich hat es geklappt!
Er marschiert voraus, wir folgen ihm. Um die Ecke steht sein Wagen: ein alter Daimler 180!
Ich muss lachen – in den Kofferraum passt nicht mal ein einzelnes Klapprad!
Er lässt sich nicht beirren und hält triumphierend einen Spanngurt hoch.
Während ich noch protestiere, schnappt er mein Bike und legt es mit dem Hinterrad zuerst in den Kofferraum. Ok, das Vorderrad und knapp 2/3 des Bikes stehen hinten über – er schaut mich siegessicher an. Schon schnappt er sich Ralfs Bike und will es oben auf meines legen. Ich mache ihn klar, dass das das empfindliche Sportgetät beschädigen könnte. Matze fragt nach einer Decke. Der Fahrer überlegt kurz und packt dann eine schmale Plastikplane auf mein Bike und greift wieder nach Ralfs Fahrrad.
Jetzt wird es mir zu bunt. Ich sage “sorry, this will definitely not work!“, ziehe mein Bike aus dem Auto, bedanke mich und wir ziehen ab.

Versuch 6: Bus (2) – endlich!
Wir analysieren unsere bisherigen Fehlschläge und finden bei Bus (1) heraus, dass es kippte, als wir sagten wir würden erst noch Tickets kaufen.
Wir beschließen also vorher Tickets zu kaufen und dann nachdrücklich unser Recht einzufordern!
Gesagt getan, schnell haben wir Tickets für uns und die Bikes und da der Bus Verspätung hat (… ) besorgen wir uns erst mal Bier (außer Ralf).
Als der Bus dann endlich kommt, schütte ich mein restliches Bier schnell in die Trinkflasche (deren Wasser von gestern ich vorher auf die Straße kippe) und wir stellen uns an der Gepäckklappe an (der linken, weil wir von Bus (1) wissen, dass zunächst nur dort Gepäck eingeladen wird).
Neben uns steht noch ein Bus und Matze stellt den Rucksack mit dem Drohnenkoffer so in den Weg, dass die Leute mit den Koffern nicht vorbei kommen. “Lassen Sie mich bitte mal durch“ sagt ein Mann auf englisch zu Matze. “wohin wollen Sie denn?“ fragt dieser zurück – “Iraklion…“. War ja auch irgendwie klar, da dies nun mal der Bus nach Iraklion ist. “Sorry“ erwidert Matze ihm, “dann müssen Sie leider warten…“.
Der Gepäckeinlader guckt skeptisch auf Ralfs Bike und zeigt auf das Vorderrad. Sofort schraubt Ralf sein Vorderrad ab und drängt ihm das Bike in die Hand, das er in den Bus schiebt. Das erste Bike ist im Bus!
Ich schraube mein Vorderrad ebenfalls ab – Matze tut das gleiche – und beginne mein Fahrrad selbst in den Gepäckraum zu schieben. Das mag der Einlader gar nicht und fasst das Bike auch an. Um so besser – ich schiebe kräftig Richtung Gepäckraum und schon ist das zweite Bike verstaut. Auch Matzes Bike ist bald eingeladen und nachdem auch die Rucksäcke hereingedrückt sind wollen wir selbst einsteigen: “wo sind Ihre Tickets?“ werden wir barsch auf englisch gefragt? “Ähh, die haben wir ihnen doch schon gegeben?“ “Ah, ok“ ist die Antwort – “welches von denen hier sind Ihre?“.
Mit fast 20 min Verspätung fahren wir also endlich Richtung Iraklion!

Nach ca. 1,5 Stunden steigen wir ca. 20 KM vor Iraklion bei Agia Pelagia aus dem Bus, laden unserer Räder aus und freuen uns, dass sie ohne weitere Schrammen geblieben sind.
Schnell sind die Vorderräder wieder eingebaut und dann fahren wir den einen Kilometer herunter in das kleine Örtchen.

Schnell haben wir ein Hotel gefunden – wenig ausgelastet – und Matze handelt den Preis von 50 auf 40 €uro herunter.

Hotel Scala

Anschließend gehen wir direkt am Strand essen und genießen die herrliche Aussicht.
Essen in Agia Pelagia
Abends machen wir uns dann mit einer Flasche Wein daran unseren Blog-schreib-Rückstand etwas aufzuholen und danach schauen wir noch Fußball.
Erst weit nach Mitternacht gehen wir in die Betten, denn wir können es morgen ja ruhig angehen lassen: erst nach 14 Uhr müssen wir gen Iraklion aufbrechen.

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